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Antike Möbel im Biedermeierstil liegen wieder voll im Trend
Die letzte Stilphase des deutschen Klassizismus bezeichnet man als "Biedermeier". Dieser Stil setzt nach dem Louis-XVI. und mit dem zeitgleichen Empire etwa um 1805 als Frühbiedermeier ein, erfährt zwischen 1820 und 1830 seine stilreinste Ausprägung und geht um 1830/35 in das Spätbiedermeier über, welches bis etwa 1850 andauert. Die Ausbreitung des Biedermeierstils erfolgt vorwiegend im deutschsprachigen Raum.
Der Begriff "Biedermeier" bezieht sich auf eine dieser Zeit zugedachte Lebensphilosophie, und zwar auf die Lebensform der "gemütlichen Biederkeit" und die scheinbar "einfache Lebenshaltung" des Herrn "Biedermeier", der karikaturhaft beschrieben und als kleinbürgerlich verspottet wurde. Bezeichnet "Biedermeier" zunächst nur eine zeitgenössische, kleinbürgerliche Figur dieses Zeitgeistes, so wird daraus erst um 1900 der kunsthistorische Stilbegriff, als man erkennt, dass das Kunstschaffen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eigenständige Merkmale besitzt, mit denen es sich deutlich von dem vorausgegangenen Louis-XVI. und zeitgleichen Empire sowie dem nachfolgenden Historismus unterscheidet. Innerhalb des europäischen kunstgeweblichen Schaffens im 19. Jahrhundert gilt das Biedermeier heute als Deutschlands wichtigster Beitrag.
Quelle: Wikipedia.de
Nach den Kriegswirren der napoleonischen Zeit und den daraus resultierenden schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen bringt das Biedermeier neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten hervor, die sich durch Schlichtheit und Einfachheit in Form und Gestaltung ausweisen. Wohnkulturelle Mobilität und gediegene Zweckmäßigkeit stehen nun im Vordergrund. Erstmals entstehen Möbel, die dem menschlichen Bedürfnis nach kreativem variablen Wohnen sehr nahe kommen. In den vorherigen Stilepochen entstanden monumentale und überdimensionale Möbel, die aufgrund von Größe, Gewicht und Prunk den Menschen klein und unbedeutend erscheinen ließ. Im Biedermeier hingegen sind Individualität und Mobilität gefragt. Die Maße werden kleiner, die Gewichte leichter, der herrschaftliche Anspruch der Repräsentation nimmt ab und dem allgemeinen Wunsch nach einem schlichten, modernen Wohnen wird entsprochen.
Die Grundform des reinen Biedermeier-Möbels ist klarlinig und kantig ausgerichtet. Die Konstruktion zur Einansichtigkeit fordert in Verbindung mit dem wesentlichen Element, dem Kubus, die schlichte Form heraus und dieser Flächigkeit haben sich sparsames Ornament und Dekor unterzuordnen, denn im Biedermeier werden Zierteile und Schmuckelemente deutlich zurückgenommen.
Die Ausschmückung der Möbel ist somit insgesamt sparsam, unauffällig und wenig plastisch. Häufig vorkommender Zierrat sind ebonisierte Säulen, Halbsäulen, Pilaster, Versprossungen, Konturierungen und Schlüsselschilder. Diese oft geschwärzten Teile stehen in bewußtem Kontrast zu den insgesamt hellen Hölzern.
Quelle: Prof. Rainer Haaf, Biedermeier Welten mit 1500 Farbabbildungen, Li147
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